
Präzision entdecken – Die Reise einer Designerin in die Welt des rasterbasierten Logodesigns
Als Designer*innen sind wir ständig auf der Suche nach neuen Wegen, uns weiterzuentwickeln – die Grenzen der Kreativität zu verschieben und gleichzeitig unsere technischen Fähigkeiten zu verfeinern. Auf den ersten Blick mögen Raster einschränkend oder zu technisch wirken. Doch die folgende Methode ist ein hervorragendes Training für das visuelle Wahrnehmungsvermögen – und eröffnet neue Möglichkeiten des Ausdrucks.
Die Grid Design Method ist ein Ansatz zur Logoentwicklung, der kreative Vision mit geometrischer Struktur verbindet. Im weiteren Verlauf dieses Beitrags zeige ich dir, wie diese Methode funktioniert, warum sie so wichtig ist und wie sie deine gestalterischen Fähigkeiten auf ein völlig neues Niveau heben kann.

Wie die Grid Design Method funktioniert: Ein Shape-First-Ansatz
Die Grid Design Method ist nicht nur ein technisches Werkzeug – sie ist ein kreativer Prozess. Im Kern beginnt sie mit einfacher Geometrie und lädt dich ein, daraus etwas völlig Neues zu erschaffen. Diese Methode ermöglicht es dir, Struktur und Kreativität miteinander zu verbinden und dabei das Raster als Orientierung zu nutzen.
1. Beginne mit einer einfachen geometrischen Form
Starte den Prozess mit einer klaren, schlichten Grundform – etwa einem Kreis, Quadrat, Dreieck, Rechteck oder einer anderen Figur.
2. Zerlege die Form mit Intention
Nachdem du deine Grundform gewählt hast, folgt der nächste Schritt: Sie wird zerschnitten – und genau hier beginnt deine Kreativität das Ergebnis zu prägen.
Du kannst die Form auf jede beliebige Weise aufteilen. Es gibt keine starren Regeln – nur Möglichkeiten. Wenn du allerdings neu in diesem Prozess bist, ist es oft einfacher, mit geraden Linien zu beginnen. Vertikale, horizontale oder diagonale Schnitte erleichtern es, beim späteren Zusammensetzen Ausrichtung und Balance zu kontrollieren

Geschwungene Schnitte sind ebenso erlaubt und können zu eindrucksvollen Ergebnissen führen, bringen jedoch oft mehr Komplexität mit sich.
Sie wirken subtil und organisch, sind jedoch innerhalb eines Rasters meist schwerer präzise zu kontrollieren. Wenn du dich bereits sicher im Umgang mit Formenfluss und Geometrie fühlst, können geschwungene Schnitte dein Design auf ein neues Level heben

3. Neu zusammensetzen und nahtlos verbinden
Nachdem du deine Form segmentiert hast, beginnt der spannende Teil: Die einzelnen Teile in einer neuen Komposition wieder zusammenzuführen. Genau hier wird der Designprozess verspielt und erfinderisch.
Du hast alle Möglichkeiten offen – du kannst die Stücke drehen, spiegeln, verschieben oder übereinanderlegen. Dies ist deine Chance, frei zu experimentieren. Doch es gibt eine wichtige Regel: Achte darauf, dass die Teile optisch und strukturell wieder eine stimmige Einheit bilden.
Die Teile dürfen sich nicht überlappen und sollten sich wieder nahtlos zu einer stimmigen Gesamtform fügen.
4. Ein Raster mit der neuen Form erstellen
Nachdem du deine Form neu zusammengesetzt hast, geht es als Nächstes darum, ein Raster mit der neuen Form zu erstellen. Dieses Raster dient als strukturelles Gerüst für dein finales Logo, das vollständig aus deinen eigenen Designentscheidungen entsteht.
- Folge seinen Linien und der Geometrie: Nutze die Kanten, Kurven und Schnittpunkte deiner Form, um das Raster zu definieren. Ob deine Form 90°-Winkel, diagonale Linien oder organische Bögen enthält – diese Elemente bilden nun die Basis für Ausrichtung, Proportionen und Abstände im weiteren Verlauf deines Designs
- Nutze jeden Winkel: Das Raster muss nicht strikt vertikal oder horizontal verlaufen. Es kann diagonal, radial oder in individuellen Richtungen angelegt werden, die der Logik deiner Form folgen. So entsteht eine natürliche, organische Struktur und gleichzeitig ein großer kreativer Spielraum für dein Logo.
- Bei Bedarf spiegeln: Spiegeln ist eine wirkungsvolle Technik. Du kannst deine Form horizontal, vertikal oder diagonal spiegeln, um Symmetrie oder Wiederholung zu erzeugen.

Manchmal ist die erste segmentierte Form bereits stark genug, um allein als Logo zu bestehen. Sie vermittelt Klarheit, Charakter und visuelle Wirkung – mehr ist nicht nötig.
Doch genau das macht die Faszination der Grid Design Method aus:
Es ist nicht nur ein Weg zu einem Logo – es ist eine Art zu sehen, zu denken und zu gestalten.
Sobald du mit diesem Ansatz arbeitest, merkst du schnell, wie viele Möglichkeiten aus einer einzigen Form entstehen können. Jeder Schnitt, jede Spiegelung, jede Kombination eröffnet eine neue Richtung.
Was als ein einfaches Design-Experiment beginnt, entwickelt sich bald zu einem endlosen kreativen Spielplatz.
Ein Raster mit zwei deiner segmentierten Formen erstellen
Nachdem du einzelne Formen erkundet und transformiert hast, kannst du den Prozess einen Schritt weiterführen, indem du zwei deiner segmentierten Formen zu einem gemeinsamen System kombinierst. Diese Methode eröffnet ein völlig neues Level an Komplexität, Variation und kreativer Entdeckungsmöglichkeiten.
Wie funktionert es?
1. Wähle zwei deiner transformierten Formen aus:
Dabei können es zwei völlig unterschiedliche Neukompositionen oder Variationen derselben Grundform sein. Wichtig ist, dass beide Formen ihre eigene strukturelle Logik besitzen.

2. Setze sie nebeneinander, überlappe sie oder verzahne sie:
Spiele damit, wie die beiden Formen zueinander in Beziehung stehen – nicht nur hinsichtlich der Form, sondern auch in Rhythmus, Abständen und Kontrasten.
3. Erstelle ein Raster aus ihrer Interaktion:
Statt ein Raster nur aus einer Form abzuleiten, extrahierst du nun ein Raster aus der Kombination beider Formen. Achte darauf, wo Kanten aufeinandertreffen, Kurven sich verbinden oder Linien einander wiederholen.
Dieses Raster folgt keiner einzelnen Logik – es entsteht aus dem Dialog zwischen zwei unterschiedlichen Formen.


Finalisierung: Entdecke dein Logo
Nachdem du deine Formen erkundet, kombiniert, gespiegelt und neue Raster erstellt hast, ist der letzte Schritt einfach: Finde dein Logo. Dein neu gestaltetes Logo kann dabei auch gespiegelt, verdoppelt oder anderweitig transformiert werden.
Es kann entstehen als:
-
Zwei neue Formen, die auf interessante Weise miteinander interagieren
-
Ein kleiner Ausschnitt aus einem größeren Muster
-
Oder die gesamte entwickelte Struktur, vereinfacht zu einem klaren, prägnanten Symbol
Aber hier liegt der Kern: Ein Logo ist keine komplexe Struktur.
Einfachheit bedeutet nicht mangelnde Anstrengung – sie ist das Ergebnis durchdachter Reduktion.
Ein großartiges Logo sticht gerade durch seine Einfachheit hervor – nicht trotz, sondern wegen ihr. Es zieht schnell Aufmerksamkeit auf sich, vermittelt seine Botschaft klar und bleibt im Gedächtnis.
Egal, wie umfangreich oder komplex dein Gestaltungsprozess war, die Endform sollte destilliert sein – klar, fokussiert und einzigartig.
Dein Publikum möchte nicht von Dekoration überwältigt werden. Es wünscht sich etwas, das es wiedererkennen, sich merken und dem es vertrauen kann. Deshalb besteht die letzte Herausforderung darin, dein Design auf seine Essenz zu reduzieren.

Case Study:Wie ich mein Logo gefunden habe
Um zu zeigen, wie diese Methode in der Praxis funktioniert, möchte ich ein Logo vorstellen, das ich mit der Grid Design Method entwickelt habe.
IIch begann damit, eine einfache geometrische Form zu segmentieren und neu zusammenzusetzen. Nachdem ich aus der neuen Form ein Raster erstellt hatte, suchte ich nichts Bestimmtes – ich erkundete einfach den Raum zwischen den Formen.



Und plötzlich war es da.
Keine perfekte Form.
Nichts, das sofort ins Auge fällt.
Aber etwas mit Potenzial.

Zuerst schien sie nicht besonders bemerkenswert – nur eine verbleibende Lücke zwischen den Segmenten. Aber genau das ist die Schönheit dieses Prozesses. Mit ein paar kleinen Designentscheidungen – zum Beispiel durch das Hinzufügen von Farbe, die Verwendung nur der Kontur oder das Abrunden der Ecken – verwandelte sich diese zunächst unscheinbare Form in ein markantes, unverwechselbares Zeichen.




A Special Tip
Nachdem du dein Logo gefunden hast, betrachte es aus einem anderen Blickwinkel.
Drehe es. Spiegel es. Halte es auf den Kopf.
Die exakt gleiche Form kann je nach Position völlig unterschiedliche Eindrücke vermitteln. Eine Kurve kann plötzlich dynamisch wirken, eine scharfe Ecke kann weich erscheinen, und eine neutrale Form kann Bedeutung gewinnen.
Hör also nicht auf, sobald du dein Logo „gefunden“ hast. Erkunde, was es sonst noch sein kann – du wirst dich vielleicht erneut überraschen.
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